Der Winter mit seinen kurzen Tagen und langen Nächten ist eine gute Zeit um Langzeitbelichtungen auszuprobieren. Durchs Bild fahrende Autoscheinwerfer zeichnen Linien über der Straße, und Motive wie der Fahrradfahrer, die nur für einen Teil der Belichtungszeit im Bild waren, erscheinen durchsichtig.
Du brauchst dazu folgendes:
Eine Kamera mit Selbstauslöser und manueller Belichtungseinstellung.
oder ein Smartphone und eine App wie Spectre (iPhone) oder Camera ZOOM FX (Android).
Empfehlenswert ist auch ein Stativ, denn freihändig wirst Du bei Belichtungszeiten von mehreren Sekunden nur abstrakte Lichtgemälde hinbekommen. Du kannst aber auch versuchen, Deine Kamera oder Smartphone vor der Aufnahme irgendwo sicher abzustellen und mit Deiner Tasche abzustützen. Für das Beispielfoto oben habe ich die Kamera einfach auf einem Poller abgestellt.
Stelle Deine Kamera wie folgt ein:
Wähle den Selbstauslöser, 2 Sekunden Timer oder einen Fernauslöser. Andernfalls wird Dein Foto durch den Druck auf den Auslöser verwackeln.
Belichtungsmodus: Zeitpriorität. Bei meiner Sonykamera heisst dieser Modus “S”, bei Canon “Tv”. In diesem Modus wählst Du eine Belichtungszeit, und die Kamera stellt die übrigen Einstellungen automatisch für eine korrekte Belichtung ein.
Schieße mehrere Fotos mit Belichtungszeiten zwischen 2 und 30 Sekunden um zu sehen, was am besten funktioniert.
“Fake”-Langzeitbelichtung von ca. 4 Minuten aus 256 Einzelbildern
Langzeitbelichtungen sind auch bei Tag möglich, um Wasserflächen spiegelglatt zu zeichnen oder die Bewegungsrichtung von Wolken einzufangen. Das geht aber nur mit Zubehör oder speziellen Tricks.
Bei Sonnenschein wie im Beispielfoto kannst Du selbst bei minimaler Blende f/22 und ISO 100 keine höhere Verschlusszeit als 1/50 Sekunde einstellen, wenn keine Details durch Überbelichtung “ausgebrannt” sein sollen.
Die gängigste Lösung für das Problem ist ein sogenannter ND-Filter (Neutraldichtefilter), den man in das Filtergewinde des Objektivs schraubt. Ich habe einen ND1000 Filter, der wie eine extrastarke Sonnenbrille wirkt und die Belichtungszeit 1000fach verlängert. Aus 1/50 Sekunde werden also 20 Sekunden.
Für das Beispielfoto aus Lagos, Portugal habe ich aber einen anderen Trick benutzt: Wenn Du mit der Kamera auf einem Stativ möglichst viele Bilder in einem festen Zeitintervall schießt, kann eine Software wie Photoshop aus den Einzelbildern eine Langzeitbelichtung simulieren.
Ich habe eine App namens “Glatte Reflektion” auf meiner Kamera, die all dies automatisch erledigt. Für mein Foto habe ich die Kamera einfach auf dem Stativ befestigt, normale Belichtungseinstellungen gewählt, die App gestartet und mir eine Zigarette angezündet, bis das Bild nach ca. 4 Minuten und 256 Auslösungen fertig auf der Speicherkarte war.