Ich fotografiere am liebsten auf langen Spaziergängen und Wanderungen. Deshalb ist mir neben einer guten Bildqualität auch ein geringes Gewicht meiner Ausrüstung wichtig.
In den letzten Jahren versuchen Hersteller von Objektiven, sich gegenseitig mit immer neuen Rekorden für Lichtstärke und die Korrektur von optischen Fehlern zu überbieten und verbauen dazu immer mehr Linsenelemente in immer größere und schwerere Objektive. So schön es auch ist, sich die brillanten Bildergebnisse hinterher auf dem Rechner anzusehen, überlege ich mir doch immer zweimal, ob ich schwere Objektive wirklich kilometerweit mit mir rum tragen möchte. Ohne Rückenschmerzen macht Fotografieren mehr Spass.
Meistens fotografiere ich Landschaften und Personen oder Gegenstände, die sich gar nicht oder nur langsam bewegen. Deswegen habe ich Zeit, manuell zu fokussieren und auf Objektive mit Autofokus verzichten zu können. Manuelle Objektive sind oft leichter und kleiner als vergleichbare Autofokus-Objektive. Sie sind außerdem wertstabiler und fühlen sich mit Ihrer soliden Metallbauweise und den gedämpften Fokusringen an wie aus der Zeit gefallene mechanische Präzisionsinstrumente, die mich mein ganzes Leben lang begleiten können. Manuell entscheide ich mich etwas bewusster für eine bestimmte Schärfeebene als mit Autofokus, und Fotografieren fühlt sich noch mehr nach kreativer Bildgestaltung statt nach Knipsen an.
Mit der Zeit habe ich ein Objektiv-Kit angesammelt, dass durch das Verhältnis von Kompaktheit zu Bildqualität für mich prima funktioniert, für viele andere aber ungeeignet wäre. Für Fotografen etwa, die vor allem ihre spielenden Kinder oder Haustiere in Aktion ablichten wollen, wäre es mit dem Großteil meiner Objektive unnötig schwierig, scharfe Fotos hinzubekommen.
Kamera-Body
Sony A7rII
Die Kamera hat einen sehr lichtempfindlichen und rauscharmen Vollformatsensor. Zusätzlich ist der Sensor bildstabilisiert, was mir bis zu drei oder vier mal längere Verschlusszeiten bei freihändigen Fotos ermöglicht. Ich kann also den ISO-Wert relativ hoch stellen, ohne dass das Bild rauscht und relativ lange Belichtungszeiten wählen, ohne dass das Bild verwackelt. Dadurch kann ich bei meinen Fotospaziergängen meistens auf ein Stativ verzichten.
Die Auflösung des Bildsensors beträgt 43 Megapixel. Das ist für sich genommen viel zu viel, da ich kaum je eine so hohe Auflösung für Drucke benötigen werde. Für Veröffentlichungen im Web sowieso nicht. Die Auflösung eines 4K-Monitors beträgt 4096 x 2160 Pixel, das sind nur knapp 9 Megapixel. Das Schöne an einem so hoch auflösenden Sensor ist aber, dass ich in der Nachbearbeitung das Bild noch sehr stark beschneiden, also “digital zoomen” kann und das Ergebnis immer noch die volle Auflösung eines 4K-Monitors nutzt.
Das ist für mich besonders praktisch, weil ich fast ausschließlich mit Festbrennweiten fotografiere und ich somit bei der Aufnahme selbst nur mit den Füssen Motive heranzoomen kann.
Ultraweitwinkel
Voigtländer 21mm F3,5 Color-Skopar
Wenn ich ein besonders weitwinkliges Foto machen will, benutze ich ein winziges manuelles 21 mm Objektiv von Voigtländer. Bei Weitwinkelobjektiven kann ich besonders einfach auf Autofokus verzichten, weil sie physikalisch bedingt eine hohe Tiefenschärfe haben. Es ist fast schon schwieriger, ein Motiv unscharf zu zeichnen als es scharf zu stellen.
Meistens lasse ich einfach die Blende auf f 8 und den Fokus auf unendlich. Mit diesen Einstellungen ist der komplette Bereich von ca. 2 Metern Entfernung bis unendlich ausreichend scharf gestellt.
Voigtländer war schon seit dem 18. Jahrhundert ein Traditionsunternehmen und Pionier für optische Instrumente mit Sitz in Braunschweig, das aber seit 1971 nur noch als Handelsmarke existiert. Seit 1999 stellt die japanische Firma Cosina unter der Marke Voigtländer sehr hochwertige manuelle Objektive her, die in der optischen Leistung auf dem aktuellen Stand sind, sich in der Bedienung und Verarbeitungsqualität aber an der guten alten Zeit der Analogfotografie orientieren.
Es gibt für den gleichen Preis schärfere 21 mm Objektive. Aber keines ist annähernd so kompakt. Es hat einen ganz eigenen Charakter und ich liebe die Farbwiedergabe und die klar definierten 10-strahligen Sonnensterne.
Voigtländer 21mm F 3.5 Color-Skopar bei Blende 8
Weitwinkel
Zeiss Loxia 2/35 T* Biogon
Das Zeiss Loxia 35mm mit maximaler Blende von f 2.0 ist aktuell mein meist genutztes Objektiv.
Es wurde von Zeiss in Deutschland konzipiert, wird aber wie mein Voigtländer von Cosina in Japan hergestellt. Es hat gegenüber anderen (größeren) Objektiven der gleichen Preisklasse Schwächen bei größeren Blendenöffnungen, aber abgeblendet ab Blende f 8 ist es einfach großartig. Es ist knackig scharf, verliert bei Gegenlicht nicht an Kontrast, zeichnet tolle Farben und Blendensterne wie das Voigtländer und ist im Gegensatz zu den meisten anderen Weitwinkelobjektiven nahezu verzeichnungsfrei, das heisst, Linien verlaufen auch dann noch gerade, wenn sie nicht durch die Bildmitte verlaufen.
Zeiss Loxia 35mm bei Blende 11
Normalobjektiv
Zeiss Planar T* 1,4/50 ZE
Mein 50mm Objektiv ist ebenfalls ohne Autofokus, von Zeiss designed, aber von Cosina in Lohnfertigung produziert. Es hat einen Canon-Anschluss, ist aber so klein, dass es auch mit dem Canon-auf-Sony-Adapter noch sehr handlich an meiner Kamera ist. Auch dieses Objektiv ist bei Offenblende nicht das Beste, aber ab Blende f 4 mehr als scharf genug. Die Fotos mit meinen Zeiss-Objektiven haben für mich etwas Besonderes, was andere meiner Fotos nicht haben und schwer zu beschreiben ist. Manche nennen es den “Mikro-Kontrast” oder den “Zeiss-Pop”, die spezielle Art und Weise, wie bei Zeiss scharfe in unscharfe Bereiche übergehen und einen 3D-Look erzeugen.
Zeiss Planar T* 1,4/50 bei Blende 2
Teleobjektiv
Samyang AF 85mm F1.4
Ein 85mm Objektiv ist toll für “intime” Landschaftsaufnahmen, die sich auf ein Detail einer Szenerie konzentrieren. Es ist aber auch die klassische Brennweite schlechthin für Portraits, weil durch die leichte perspektivische Kompression Gesichter relativ flach und daher schmeichelhaft abgebildet werden. Bei Offenblende von f 1.4 ist außerdem die Schärfentiefe extrem gering, was künstlerisch wirkende Portraits ermöglicht, bei denen die Augen scharf sind, die Ohren aber schon in Unschärfe verschwimmen.
Weil ich mich bei Portraits möglichst viel mit dem Model und möglichst wenig mit der Kamera beschäftigen will, ist mein 85 mm Objektiv mein einziges mit Autofokus.
Samyang ist ein koreanischer Hersteller, der sich immer mehr am Markt etabliert und für sein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, aber leider auch für eine weniger hervorragende Endkontrolle bei der Fertigung seiner Produkte bekannt ist. Man kann immer Pech haben und ein mangelhaftes “Montagsmodell” erwischen. Ich hatte bisher allerdings immer Glück und das 85mm ist schon bei Offenblende mein vielleicht schärfstes Objektiv.
Samyang AF 85mm F1.4 bei Blende 1.4