Du möchtest gerne schöne Fotos machen, überwiegend bei Tageslicht, willst aber nicht größer als DIN A4 ausdrucken und hast ausserdem keine Lust oder Zeit, dich mit der Technik und Zusammenhängen von Blende, Verschlusszeit und ISO-Werten zu beschäftigen?
Kauf Dir ein gutes Handy! Smartphone-Kameras und deren integrierte digitale Bildverarbeitung sind in den letzten Jahren unglaublich gut geworden, teilweise auch schon bei wenig Licht. Ich sehe bis auf wenige Ausnahmen kaum noch Kaufargumente für Kompaktkameras, und ich habe in meinen letzten Urlauben einige meiner Lieblingsfotos mit dem iPhone gemacht. Du hast es sowieso immer dabei und griffbereit, und ein große Auswahl von Apps erlaubt unkompliziert viele kreative Möglichkeiten für Aufnahme und Nachbearbeitung.
Du fotografierst gern bei wenig Licht und hast Lust, mit echter Tiefenunschärfe zu spielen, z. B. für Portraits und willst auch bei Motiven mit großen Unterschieden zwischen hell und dunkel möglichst viele Details einfangen? Du magst echte Knöpfe und Regler lieber als Touchscreens?
“Echte” Kameras haben immer noch größere Bildsensoren und komplexere Optiken als jene, die in Smartphone-Kameras eingebaut sind. Sehr gute Kompaktkameras wie z.B. die Sony RX100-Reihe haben Vorteile gegenüber den besten Smartphone-Kameras, kosten aber mehr als Einsteiger-Sets von Kameras mit Wechselobjektiven. Letztere sind zwar weniger klein und handlich, aber dennoch die bessere Investition in die Zukunft, wenn man sich fotografisch weiter entwickeln möchte. Denn man kann unterschiedliche Objektive verwenden, und Objektive haben einen viel größeren Einfluss auf Bildwirkung, Qualität und Perspektive als die Kamera.
Alle Hersteller verkaufen ihre Einsteigerkameras mit eher billig verarbeiteten aber sehr scharfen Kit-Zoom-Objektiven. Deren Brennweitenbereich deckt von leichtem Weitwinkel bis leichtem Tele alles ab, was man für den Anfang braucht und die Qualität ist gut genug für große Ausdrucke.
Spiegelreflex- vs. Systemkamera
Bei Kameras mit Wechseloptiken hast Du zunächst die Wahl zwischen Spiegelreflexkameras und spiegellosen Systemkameras.
Digitale Spiegelreflexkameras sind schon lange auf dem Markt und technisch sehr ausgereift. Der Markt an Objektiven für die Anschlüsse von Canon und Nikon ist riesig, daher kann man sowohl bei Neuware als auch gebraucht oft gute Schnäppchen für hochwertige Linsen machen.
Spiegellose Systemkameras sind erst seit wenigen Jahren nicht mehr nur Profis und zahlungskräftigen Enthusiasten vorbehalten. Die Vielfalt an neuen Modellen explodiert zwar zurzeit, die Objektive sind aber immer noch etwas teurer.
Dafür kannst Du an Systemkameras wie der Sony A7 aber per Adapter fast alle in den letzten 50 Jahren gebauten Kleinbild- und Spiegelreflexkamera-Objektive anschließen.
Spiegellose Kameras sind etwas kompakter und leichter, haben dafür aber technisch bedingt eine kürzere Akku-Laufzeit als Spiegelreflexkameras.
Für beides gibt es günstige Einsteigermodelle, mit denen Du kaum etwas falsch machen kannst. Die Unterschiede zu den Profimodellen liegen kaum in der Bildqualität.
Eine bessere Kamera hilft Dir erst dann weiter, wenn Du dich auf einen bestimmten Bereich der Fotografie spezialisierst, der für verlässlich gute Ergebnisse besondere Ansprüche an verschiedene Eigenschaften der Kamera stellt. Dazu gehören z. B. Astro- oder Sportfotografie.
Vollformat vs. APS-C
Sowohl Spiegelreflex- als auch Systemkameras werden in zwei verschiedenen Sensorgrößen angeboten: Vollformat und APS-C. Vollformatsensoren sind 36 x 24 mm gross, was in etwa der Bildfläche des Kleinbildfilms in der Analogfotografie entspricht. Vollformatsensoren sind besonders lichtempfindlich und bieten leichte Vorteile für weitwinklige Fotos und Tiefenunschärfe.
Der APS-C Sensor ist 1,5 mal kleiner und ist in den Einsteigermodellen, aber auch einigen Profimodellen verbaut. Für Kameras mit APS-C Sensor gibt es spezielle, günstigere und leichtere Objektive, die nicht schlechter sind als Vollformat-Objektive, aber eben nur den kleineren Bildkreis des APS-C Sensors abdecken. (Du kannst aber auch Vollformat-Objektive verwenden).
Fazit:
Für den Großteil aller Hobby-Fotografen lohnt sich ein Smartphone mit guter Kamera mehr als eine große Kamera, die am Ende nur noch im Urlaub oder besonderen Gelegenheiten aus dem Schrank geholt wird, weil man im Alltag oft keine Lust hat, eine zusätzliche Tasche mitzuschleppen.
Ambitionierten Einsteigern, die Fotos in Galeriequalität machen wollen, empfehle ich entweder eine Spiegelreflex- oder Systemkamera mit dem kleineren und günstigeren APS-C Sensor.
Wenn Dir Bedienkomfort besonders wichtig ist, sind Spiegelreflexkameras von Canon für mich ungeschlagen. Dafür sind die Sony E-Mount-Systemkameras kompakter, schicker und gleichzeitig unauffälliger.
Andere etablierte Hersteller sind bestimmt nicht schlechter. Sie haben andere Stärken und Schwächen, die ich aber mangels Praxiserfahrung nicht beurteilen kann. Man kann aber beobachten, dass zuletzt selbst etablierteste Hersteller wie Nikon existenziell ins Schlingern geraten können, wenn sie sich mal ein schlechtes Produkt erlauben. Der Markt schrumpft und die Entwicklungskosten sind hoch.